Inklusions-Pegel - Der Newsletter zu inklusiver Bildung in Deutschland

Inklusions-Pegel Dezember 2022

Neues zum Thema Inklusive Bildung, liebe Leute!

Heute erhalten Sie eine neue Ausgabe unseres Newsletters INKLUSIONS-PEGEL, dem Folgeprojekt unserer Kampagne zum Film DIE KINDER DER UTOPIE. Hier berichten wir jeden Monat, was in Deutschland rund um die Umsetzung von Artikel 24 — inklusive Bildung — der UN-Behindertenrechtskonvention passiert. Dabei versuchen wir einerseits, die Bundesländer und Kommunen als Akteure der Schulpolitik im Blick zu behalten, und andererseits, die Nachrichten nach bundesweiter Relevanz zu filtern.

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Ihr mittendrin e.V.

Kommentar: Die Eule spricht

Es weihnachtet und wieder einmal sind in unseren Breiten alle auf der Suche nach Licht, im eigentlichen und im übertragenen Sinne. Das ist zugegeben angesichts der Weltlage in diesem Jahr eine ganz besonders mühsame Angelegenheit. Auch in unserem vergleichsweise kleinen Bereich des Ringens nach Teilhabe von Kindern und Jugendlichen mit Behinderung in der ganz normalen Kindergesellschaft sieht es eher düster aus. Die Schulen haben sich in der Breite anderen Aufgaben zugewandt, die Schulpolitik zuckt mit den Schultern und die Kommunen planen und bauen neue zusätzliche Förderschulen.

Und dennoch ist irgendetwas anders als im vergangenen Jahr. Die Stimmen für inklusive Bildung werden wieder lauter und zahlreicher. Der Behindertenbeauftragte des Bundes und die Beauftragten sämtlicher Bundesländer kritisieren die Stagnation beim Aufbau eines inklusiven Bildungssystems. Sogar der Beauftragte des Landes Sachsen (!) meldet sich öffentlich zu Wort. Das Deutsche Institut für Menschenrechte berichtet dem Bundestag über das Versagen der meisten Länder bei der Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention in den Schulen. Die ZDF-Kabarettsendung „Die Anstalt“ widmet ihre ganze Weihnachtsausgabe der Inklusion. Und in Österreich zünden trotz Vorweihnachtsstress, Eiseskälte, Krankheitswelle und WM-Endspiel unglaubliche 5.000 Menschen auf dem Wiener Ring Lichter für inklusive Bildung an. Wann hätten sich jemals so Viele für die Teilhabe von Menschen mit Behinderung eingesetzt? Da zeigt sich nach Jahren des Rückschritts doch ein heller Streifen am Horizont!

Es könnte sich lohnen, ab jetzt noch mehr Lichter zu entzünden, jede* Einzelne*. Wie wäre es, wenn Jede* von uns nur einmal im Monat – bei passender Gelegenheit – einfach mal sagt, dass sie* inklusive Bildung für eine richtig gute Sache und längst überfällig hält? Das hört sich unspektakulär an. Aber es würde sehr viel verändern.

Die Themen im Dezember

Analyse

Der Norddeutsche Rundfunk forscht nach den Gründen der stagnierenden Inklusion. Es geht um die Lehrerinnen*bildung und den interessanten Zusammenhang, dass diejenigen Bundesländer, die mit ihren Grundschulen in der IQB-Studie am schlechtesten abgeschnitten haben, gleichzeitig die meisten Schülerinnen* getrennt auf Förderschulen beschulen:

Inklusion in Schulen stockt

NDR

Zum Beitrag

Bildschirmfoto der NDR-Website mit der Headline Inklusion in Schulen stockt und Play-Button.


Bewegung 1

(Noch) nicht in Deutschland, aber in Österreich geht die Zivilgesellschaft für die inklusive Bildung auf die Straße. Rund 5.000 Menschen trafen sich dafür mit Lichtern auf dem Wiener Ring:

Lichterzeichen für Inklusion am Ring

ORF

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Bildschirmfoto. Auf einer orangefarbenen Fläche steht das ORF Logo und die Navigation der Seite. Darunter sit ein Foto vonMenschen die mit Lcihtern in der Hand zusammen auf einer Straße stehen.


Fettnäpfchen

Wie man besonders peinlich an den Rechten von Menschen mit Behinderung vorbei Charity inszeniert, zeigt ausgerechnet auch ein Beispiel aus Österreich. Die dortige Selbsthilfe will sich das nicht mehr ansehen:

"Licht ins Dunkel": Almosen reichen nicht mehr

Kleine Zeitung

Zum Artikel

Sechs Personen stehen in Abendrobe auf einer glamourösen Bühne. Ein Scheck wird übergeben.


Klartext

Nicht selten serviert erst Satire die ganze Wahrheit. Die ZDF-Sendung „Die Anstalt“ hat eine ganze Sendung der Inklusion gewidmet und seziert das Herumgeeiere der deutschen Gesellschaft mit der Einbeziehung behinderter Menschen ungemein treffend am Beispiel der Werkstätten und der Förderschulen:

Die Anstalt vom 20. Dezember 2022

ZDF

Zur Sendung

Bildschirmfoto der ZDF-Seite. Sechs Menschen stehen zusammen und haben GEshcneke in der Hand. Eine Frau sitzt im Rollstuhl. Ein Mann hat nur eine Hand. Alle lachen.


Bundestag

Das Deutsche Institut für Menschenrechte widmet den diesjährigen Menschenrechtsbericht an den Deutschen Bundestag dem Thema inklusive Bildung. Das Parlament wird informiert, wie unzulänglich die meisten Bundesländer bei der Umsetzung von Artikel 24 UN-Behindertenrechtskonvention agieren. Die Bundesregierung wird aufgefordert, ihre Verantwortung für die Einhaltung internationaler Verträge wahrzunehmen:

Entwicklung der Menschenrechtssituation in Deutschland

Institut für Menschenrechte

Zum Bericht

Logo des Instituts für Menschenrechte. Darunter steht: Entwicklung der Menschenrechtssituation in Deutschland, Juli 2021 - Juni 2022


Einigkeit

Die Behindertenbeauftragten des Bundes und sämtlicher Bundesländer äußern sich in einer gemeinsamen Erklärung alarmiert über die unverändert hohe Zahl von Sonderbeschulungen. Sie fordern von den Ländern eine „zügige Transformation“ zu einem inklusiven Schulsystem:

Behindertenbeauftragte sind alarmiert: Kaum Rückgang bei der Zahl der Förderschulen

kobinet Nachrichten

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Ein Mann mit dunklem Haar und dunklem Anzug spricht an einem Rednerpult.


Kritik

Selbst der Behindertenbeauftragte des Landes Sachsen äußert öffentlich Kritik und beschreibt, wie rückschrittlich sein Bundesland bei diesem schulischen Thema ist:

Behindertenbeauftragter: Zu wenig inklusive Schulen

Radio Leipzig

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Schülerin sitzt in einem Rollstuhl im Computerraum.


Bewegung 2

Das Bündnis Gemeinschaftsschule in Bayern greift die Kritik der Behindertenbeauftragten auf und fordert in Hinblick auf die besonders hohe Exklusionsrate in Bayern endlich eine Stärkung der inklusionstauglichen Schulform Gemeinschaftsschule:

Bündnis Gemeinschaftsschule Bayern fördert bessere Inklusion

Sonntagsblatt

Zum Artikel

Logo Sonntagsblatt, 360° evangelisch. Darunter steht die Überschrift: Bündnis Gemeinschaftsschule Bayern fördert bessere Inklusion


Widerspruch

Auch der CDU-Bundestagsabgeordnete Hubert Hüppe äußert sich zum wiederholten Male gegen den inneren Widerstand der großen Parteien beim Thema der inklusiven Bildung. Hüppe sieht eine fortdauernde Missachtung der Rechte von Menschen mit Behinderungen, „auch in Deutschland":

Inklusion ist ein Menschenrecht

kobinet Nachrichten

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Bildschirmfoto mit kobinet-Nachrichten-Logo, einem Foto von Hubert Hüppe und der Überschrift „Inklusion ist Menschenrecht“


Vorbild

Politisch ist das bisherige deutsche Versagen beim Aufbau der inklusiven Bildung zunehmend heikel. Denn ausgerechnet Deutschland soll gemeinsam mit Jordanien 2025 in Berlin den nächsten Global Disability Summit ausrichten. Der Sprecher der LIGA Selbstvertretung, Ottmar Miles-Paul, ordnet dies ein:

Deutschland muss weltweites Vorbild für die Einhaltung der Menschenrechte werden

kobinet Nachrichten

Zum Artikel

ein Mann mit grauem Haar und Halbglatze steht vor dem Brandenburger Tor.


Beharrungsvermögen

Der Mitteldeutsche Rundfunk ist noch nicht auf der Höhe der aktuellen Debatte angelangt und fährt fort, die schulische Inklusion und Exklusion ergebnisoffen zu diskutieren.

Inklusion oder separate Klassen: Was ist besser für Kinder mit besonderem Förderbedarf?

mdr

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Viele Grundschulkinder sitzen im Klassenzimmer, darunter ein Junge mit Down-Syndrom.


Expertinnen*rat

Die Ständige Wissenschaftliche Kommission der Kultusministerinnen*konferenz sucht das Heil für die Bildung weiter im Klassifizieren von Schülerinnen*. Die Expertinnen* wollen den jüngst festgestellten Lernrückständen in Grundschulen ausgerechnet mit einem lückenlosen Test-System für Schülerinnen* begegnen. Entschuldigung, aber das erinnert irgendwie an das alte Sprichwort von der Sau, die nicht vom Wiegen fett wird…

Welche Perspektiven braucht die Grundschule?

bildungsklick

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Ein Junge in blauem Pullover, sitzt an einem Tisch und schreibt.


Sachsen

Das Bundesland behauptet mit einer Schulgesetznovelle die Inklusion zu stärken. Eine der beschlossenen Maßnahmen: Schülerinnen* früher etikettieren. Wer gibt Nachhilfe?

Landtag beschließt Schulgesetz-Novelle: Thema Inklusion

Zeit

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Ein Mann mit dunklem Vollbart, dunkler Brille, und Halbglatze


NRW

Auf die steigenden Zahlen im Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung weiß die Stadt Köln keine andere Antwort, als neue zusätzliche Förderschulen zu planen. Die Linke im Stadtrat hält dagegen:

Bericht zur Inklusionsentwicklung an Kölner Schulen - Linksfraktion kritisiert geplanten Neubau von Förderschulen

Linksfraktion Köln

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Bildschirmfoto von linksfraktion-koeln.de.


Niedersachsen

Ein Schlüssel für ein inklusives Schulsystem liegt vermutlich in der guten systemischen Ausstattung von Schulen. Doch dagegen stehen – etwa beim Thema Schulbegleitung – oft rechtliche Hindernisse, wie hier im Landkreis Cuxhaven:

Schulassistenz: Warum der Pool zu scheitern droht

Nordsee-Zeitung

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Fünf Kinder und eine Erwachsene sitzen im Kreis auf dem Boden und unterhalten sich. Ein Kind hat Down-Syndrom.


Mecklenburg-Vorpommern

Spät gestartet, hat sich das Land ein Beispiel an Niedersachsen genommen und macht sich auf den Weg, die Förderschule Lernen abzuschaffen. Schon bei den ersten Schritten gibt es Einwände aus den allgemeinen Schulen. Sie fordern eine Verschiebung der Maßnahmen, weil erst mehr Personal und Räume bereitgestellt werden müssten.

Kann die Inklusion an der Seenplatte ohne Lehrer und Räume klappen?

Nordkurier

Zum Artikel

Kind im Rollstuhl sitz im Klassenzimmer an einem Tisch.


Literatur

Ein neues Handbuch der sonderpädagogischen Diagnostik ist auf dem Markt. Was es taugt, vor allem in Hinblick auf inklusive Bildung, mögen bitte Expertinnen* einschätzen:

Handbuch der sonderpädagogischen Diagnostik. Grundlagen und Konzepte der Statusdiagnostik, Prozessdiagnostik und Förderplanung

ResearchGate

Zum Artikel


Prominenz

Oliver Pocher setzt sich schon seit Jahren für inklusive Bildung ein. Jetzt hat er beim Quizduell-Olymp einen schönen Betrag für den Bad Nauheimer Förderverein Inklusion herausgespielt.

Oliver Pochers Quiz-Gewinn geht nach Bad Nauheim

Wetterauer Zeitung

Zum Artikel

Oliver Pocher und seine Frau stehen lachend  im Quiz-Duell Studio neben der ModeratorinEsther Sedlaczek

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