Inklusions-Pegel - Der Newsletter zu inklusiver Bildung in Deutschland

Inklusions-Pegel Januar 2023

Neues zum Thema Inklusive Bildung, liebe Leute!

Heute erhalten Sie eine neue Ausgabe unseres Newsletters INKLUSIONS-PEGEL, dem Folgeprojekt unserer Kampagne zum Film DIE KINDER DER UTOPIE. Hier berichten wir jeden Monat, was in Deutschland rund um die Umsetzung von Artikel 24 — inklusive Bildung — der UN-Behindertenrechtskonvention passiert. Dabei versuchen wir einerseits, die Bundesländer und Kommunen als Akteure der Schulpolitik im Blick zu behalten, und andererseits, die Nachrichten nach bundesweiter Relevanz zu filtern.

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Ihr mittendrin e.V.

Kommentar: Die Eule spricht

In zwei Jahren wird die Bundesregierung in Berlin den nächsten World Disability Summit eröffnen, vermutlich durch Bundeskanzler Olaf Scholz persönlich. Deutschland lädt gemeinsam mit Jordanien die ganze Welt ein, hier durch Abgabe von Selbstverpflichtungen die Teilhabe von Menschen mit Behinderung und die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention voranzubringen.

Ein schönes Event und gut für den Ruf auf dem internationalen Parkett, mögen die Vordenkerinnen* im Kanzlerbüro denken. Doch sehen sie auch die Gefahr, sich einfach nur mächtig zu blamieren?

So wie es aussieht, wird das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit stolz präsentieren wollen, wie Deutschland das Partnerland Jordanien beim Aufbau eines inklusiven Schulsystems unterstützt. Und ja, dieses Projekt gibt es tatsächlich und es ist auf den ersten Blick ein vorbildliches Engagement. Kenner der Materie stutzen allerdings: Deutschland als Entwicklungshelfer für inklusive Bildung? Das kann man mutig nennen, oder schlichtweg dreist. Denn was passiert, wenn die internationalen Gipfelgäste mal schauen wollen, wie Deutschland das im eigenen Land mit dem Aufbau der inklusiven Bildung so gewuppt hat?

Vorbereitet wird der World Disability Summit im Entwicklungshilfe-Ministerium. Und in diesem Haus scheint nicht bekannt zu sein, dass Deutschland in Sachen Inklusion selbst ein unterentwickeltes Land ist. Auch das Ministerium selbst ist offenbar beim Thema Inklusion nicht trittsicher. Einmal haben sich die Ministerialen mit Vertreterinnen* der Selbsthilfe zusammengesetzt, um über den kommenden Gipfel zu sprechen. Doch so wie es aussieht, wollen sie bei der Gestaltung der Veranstaltung lieber mit den großen Wohlfahrtsorganisationen zusammenarbeiten. Keine Inklusion. Keine Partizipation. Wenn das so weitergeht, wird das für Deutschland 2025 in Berlin ein Gipfel der Peinlichkeiten. Das ist bedauerlich. Aber vielleicht ist es heilsam.

Die Themen im Januar

Diagnosen 1

Während die Schulpolitikerinnen* weiter zum steigenden Anteil von Schülerinnen* mit dem Etikett „Geistig behindert“ schweigen, nehmen sich jetzt Medien des Themas an. Das ARD-Magazin Monitor präsentiert statistische Belege, dass hier etwas mächtig faul ist, und zeigt, welche Folgen die fehlerhafte sonderpädagogische Beurteilung für die einzelnen Kinder und Jugendlichen hat.

Inklusion an Schulen: Wie Kinder "behindert" gemacht werden

ARD - Monitor

Zur Sendung

Ein Mann steht im Fernsehstudio und spricht. Hinter ihm ist ein Bild vone inem Kassenzimmer auf dem das Wort Inklusion steht. Unten rechts in der Ecke steht das Monitor-Logo.


Diagnosen 2

Auch der Spiegel geht der Welle von sonderpädagogischen Diagnosen nach und kommt zum gleichen Ergebnis: Hier läuft etwas gewaltig schief:

Warum es angeblich immer mehr Kinder mit geistiger Beeinträchtigung gibt

Der Spiegel

Zum Artikel (Paywall)

Drei Kinder bewerfen sich mit Kissen. Über dem Bild liegt ein orangefarbener Balken, auf dem Spielgel Panorama steht


Glaubwürdigkeit

Deutschland wird 2025 Gastgeber des World Disability Summits, gemeinsam mit Jordanien. Das könnte ein Aufbruch werden – oder ein Fiasko. Denn bei Inklusion und Partizipation hat unser Land ein gravierendes Glaubwürdigkeitsproblem. Ob das den ausrichtenden Ministerien in Berlin bewusst ist? Die Liga Selbstvertretung zweifelt:

Deutschland muss Vorbild in Sachen Partizipation und Selbstvertretung werden

Kobinet Nachrichten

Zum Artikel

Ein Mann mit grauen Haaren und Halbglatze seht vor dem Brandenburger Tor.


Rheinland-Pfalz 1

Der Landesteilhaberat fordert vom Land Rheinland-Pfalz einen Gesamtplan, um endlich bei der Schaffung eines inklusiven Schulsystems voranzukommen. Statt weiter mit sogenannten Schwerpunktschulen zu arbeiten, solle jede Schule sich damit auseinandersetzen, wie sie inklusiv werden kann:

Landesteilhabebeirat setzt sich für inklusives Schulsystem ein

Kobinet Nachrichten

Zum Artikel

Ein Mann mit rot-kariertem Hemd, braunem Haar und transparenter Brille lacht.


Rheinland-Pfalz 2

Bildungsministerin Hubig kündigt an, die inklusive Bildung in den kommenden zwei Jahren deutlich zu stärken. Einen Gesamtplan legt sie nicht vor.

Hubig will schulische Inklusion voranbringen – Grüne: Förderschulen nehmen Kindern Chancen

news4teacher

Zum Artikel

Eine Frau mit kurzen braunen Haaren und dunkler Brille und grauem Blazer lacht.


Sachsen

Das Recht auf inklusive Bildung können Kinder und Jugendliche in Sachsen kaum einlösen. Zu wenige Schulen haben sich bisher auf den Weg gemacht, kritisiert der Landesbeauftragte für Menschen mit Behinderung:

Zu wenig inklusive Schulen in Sachsen

kobinet Nachrichten

Zum Artikel

Viele Punkte in unterschiedlichen Farben bilden einen Kreis.


Bayern 1

Bayern hinkt bei der schulischen Inklusion hinterher. Wie sich das in Statistiken und Zahlen spiegelt, hat eine wissenschaftliche Studie zusammengestellt:

Das sonderpädagogische Fördersystem und die schulische Inklusion - Eine räumlich-strukturelle Analyse auf Basis statistischer Daten

ResearchGate

Zum Artikel

Auf einem Dokument steht die Überschrift „Des sonderpädagogisce Fördersystem und die schulische Inklusion in Bayern zwischen 2010 und 2020 - Eine räumlich-strukturelle Analyse auf Basis statistischer Daten.“


Bayern 2

Sinnbildlich für die bayerische „Inklusion“ ist ein Neubauvorhaben in Nürnberg: Nach dem Motto „erst trennen und dann mühsam wieder integrieren“ soll an der neuen Grundschule weiter exklusiv unterrichtet werden. Teilhabe gibt´s nur im Hort.

Neue Grundschule in Nürnberg wird als Kombieinrichtung gebaut - "mehr Raum für (inklusive) Bildung"

inFranken

Zum Artikel

Ein Schulkind steht vor einer Glastür und schaut ins Klassenzimmer.


Bayern 3

Auch in Coburg beschränkt sich das Gemeinsame Lernen auf das Modell der sogenannten Partnerklassen. Das Recht auf Inklusion wird hier ebenso wie in der beschriebenen „Einzelinklusion“ nicht umgesetzt.

Coburg: Grünen-MdL Thomas Gehring besuchte die 1. Klasse der Melchior-Frank-Schule

Der neue Wiesenbote

Zum Artikel

Ein Mädchen schiebt Buchstaben auf einer Tafel zu einem Wort. Hinter ihr hockt ein Mann mit grauen Haaren und Bart und schaut ihr zu.


Geld

Die Stadt Wermelskirchen in NRW stattet ihre Schulen mit Assistenzkräften aus, um die Inklusion zu unterstützen. Um das Angebot zu erhalten, fordert der Stadtratsvorsitzende vom Land jetzt mehr Geld.

Stefan Leßenich (CDU) appelliert für eine Erhöhung der Inklusionspauschale

Rheinische Post

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Portrait eines Mannes mit grauem Haar, dunkelgrauem Anzug und Krawatte lächelt.


Klartext

Die Weihnachtsausgabe der ZDF-Satiresendung „Die Anstalt“ über deutsche Sondersysteme für Menschen mit Behinderung hat einen Nerv getroffen. Die Vorsitzende des Sprecherinnen*rates des Deutschen Behindertenrates, Sigrid Arnade, ist begeistert, wie präzise herausgearbeitet wurde, dass weder Werkstätten noch Sonderschulen den behinderten Menschen nutzen. Kobinet verlinkt hier noch einmal zur Sendung und dem dazugehörigen Faktencheck:

Sigrid Arnade: Begeistert von der Sendung Die Anstalt

kobinet Nachrichten

Zum Artikel

Bildschirmfoto der ZDF-Seite. Sechs Menschen stehen zusammen und haben GEshcneke in der Hand. Eine Frau sitzt im Rollstuhl. Ein Mann hat nur eine Hand. Alle lachen.

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