Inklusions-Pegel - Der Newsletter zu inklusiver Bildung in Deutschland

Inklusions-Pegel Juli 2021

Neues zum Thema Inklusive Bildung, liebe Leute!

Heute erhalten Sie eine neue Ausgabe unseres Newsletters INKLUSIONS-PEGEL, dem Folgeprojekt unserer Kampagne zum Film DIE KINDER DER UTOPIE. Hier berichten wir jeden Monat, was in Deutschland rund um die Umsetzung von Artikel 24 — inklusive Bildung — der UN-Behindertenrechtskonvention passiert. Dabei versuchen wir einerseits, die Bundesländer und Kommunen als Akteure der Schulpolitik im Blick zu behalten, und andererseits, die Nachrichten nach bundesweiter Relevanz zu filtern.

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Ihr mittendrin e.V.

Kommentar: Die Eule spricht

Ist der Begriff der Inklusion noch zu gebrauchen? Ursprünglich bezeichnet er im Sinne der UN-Behindertenrechtskonvention die selbstverständliche und gleichberechtigte Einbeziehung von Menschen mit Behinderung in alle Lebensbereiche der Gesellschaft. Inzwischen verwenden ihn mehr und mehr Kommunalpolitikerinnen*, aber auch manche Pädagoginnen* eher im Sinne von „irgendwas mit Behinderung“. Zunehmend werfen die Suchmaschinen, auf deren Arbeit der Inklusions-Pegel basiert, derartige Kuriositäten vorgeblich inklusiver Entwicklungen aus, dass die Editorin nicht mehr weiß, ob sie lachen oder weinen soll.

Da wird es als „Meilenstein der Inklusion“ gefeiert, dass man für den Neubau einer Förderschule ein Grundstück genau zwischen zwei Gymnasien gefunden hat. Da wird die neue größere Schule für Schülerinnen* mit geistiger Behinderung als „modern und inklusiv“ bezeichnet, obwohl sie dem genauen Gegenteil von Inklusion dient: nämlich noch mehr Schülerinnen* abseits der allgemeinen Schulen zu unterrichten, in einer noch geschlosseneren Umgebung auf einem gemeinsamen Campus mit einer heilpädagogischen KiTa und einer Tagesförderstätte für Erwachsene.

Und das sind nur die Fundstücke, die es in diesen Newsletter geschafft haben. Erspart haben wir Ihnen den KiTa-Träger, der sich im Jahre 2021 unglaublich inklusiv findet, weil sein neuer Kindergarten nicht mehr ausschließlich aus heilpädagogischen Gruppen besteht. Es fehlt das Gymnasium, das sich als Vorreiter der Inklusion fühlt, weil es seine Schülerinnen* aus den Pädagogik-Oberstufenkursen zu einem Praktikum in eine Förderschule schickt. Es fehlt, dass der nordrhein-westfälische Landschaftsverband Rheinland in einer parlamentarischen Vorlage seine Förderschulen einfach mal zu „inklusiven Lernorten“ definiert. Es fehlen auch all die Berichte über Kooperationsmodelle, in deren Rahmen Schulen sich als inklusiv bezeichnen, weil sie mit einer Förderschule ein gemeinsames Musikprojekt aufgelegt haben.

Unklar bleibt, ob all den Maulheldinnen* der Inklusion selbst klar ist, welchen Unsinn sie reden. Wir sollten ihnen das vor Augen führen. Jedes Mal.

Die Themen im Juli

Stillstand

Der frühere Berliner Bildungsstaatssekretär Mark Rackles hat eine Analyse des bisherigen Aufbaus inklusiver Bildung in Deutschland vorgelegt. Diese sei inzwischen „praktisch zum Stillstand gekommen“, so das Ergebnis. Er fordert den Bund auf, den Ländern einen Rahmen für Inklusion zu setzen.

Inklusion in der Bildung
„Praktisch zum Stillstand gekommen“

taz

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Zwei Schulkinder umarmen sich auf dem Schulhof. (Foto: imago stock)


Gemischte Bilanz

Sybille Volkholz war Berliner Bildungssenatorin, als die Stadt zu den Leuchttürmen des Gemeinsamen Lernens in Deutschland zählte. Jetzt blickt sie auf neun Jahre im Fachbeirat Inklusive Bildung zurück und sieht Erfolge, aber auch großen Handlungsbedarf.

Wie steht es um die Inklusion in Berlin?
„An den Übergängen haben wir große Probleme“

Der Tagesspiegel

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Eine Lehrerin und mehrere Schüler und Schülerinnen sitzen im Klassenzimmer in einem Kreis. Eine Schülerin sitzt in einem Rollstuhl.


Wachstum

Die steigende Anzahl von Berliner Schülerinnen* mit der Diagnose „geistige Behinderung“, die Frau Volkholz in ihrer Bilanz (siehe oben) einfach hinnimmt, sorgt jetzt auch in der Öffentlichkeit für Fragen. Der Tagesspiegel sucht nach den Gründen: 

„Uns kommt das ein bisschen komisch vor“ Immer mehr Berliner Schüler haben eine geistige Behinderung – warum?

Der Tagesspiegel

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Zwei Schülerinnen im Grundschulalter sitzen nebeneinander an der Schulbank und umarmen sich innig. (© Foto: Kitty Kleist-Heinrich)


Gute Schule I

Die liebsten Berichte über inklusive Schulen sind uns jene, in denen es um gutes Lernen geht und die Inklusion einfach selbstverständlich ist.

Schule der Weltverbesserer – Wie aus Schülern kleine Erfinder werden

Kölner Stadtanzeiger

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Auf einem Tablet sieht man einen Erwachsen und 4 Schüler in einem Klassenzimmer präsentieren. (Foto: Arton Krasniqi)


Gute Schule II

In der Paul-Gerhardt-Grundschule im westfälischen Hingsen sorgt die Inklusion für gute Laune. Der Schulleiter freut sich nicht nur über zwei neue Differenzierungsräume, sondern hat auch „echt Bock“ auf die weitere inklusive Entwicklung.

„Wir rocken das weiter“: Grundschule in Hengsen für Inklusion gerüstet

Hellweger Anzeiger

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Zwei Lehrerinnen und drei Schüler und Schülerinnen sitzen in einem Raum mit Bällebad. (© Udo Hennes)


Gute Schule III

„Geben Sie mir eine Schule, und ich mache sie inklusiv“, sagt die Wiener Schulleiterin Andrea Rieger im Podcast „exklusiv Inklusiv“. Sie hat ihre Sonderschule mit einem Ruck inklusiv geöffnet und dabei die Schülerinnen*zahl gleich versechsfacht – per Fusion mit einer allgemeinen Schule.

Exklusiv INKLUSIV Podcast #2: Andrea Rieger

bizeps

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Eine Frau mit langen lockigen roten Haaren sitzt vor einem Mikro und lacht in die Kamera. (Foto: bizeps)


Konzepte

Welche Strategien gibt es, den Unterricht auf mehrere Lerngeschwindigkeiten auszurichten? Konzeptdiskussion auf der didacta:

Wie umgehen mit Heterogenität im Klassenraum? didacta-Diskussion zeigt drei Modelle auf

news4teachers

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Eine Frau mit dunkelblonden langen Haaren sprich in ein Mikrofon. (Foto: Screenshot news4teachers.de)


Lehrerbildung

Hessen reformiert die Lehrerinnen*bildung und will den Unterricht in inklusiven Klassen zu einem Standardelement des Studiums machen.

Hessen: Startschuss für Novelle des Lehrerbildungsgesetzes

bildungsklick

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Eine Frau  mit dunklen zurückgesteckten Haaren legt sich ein Buch auf den Kopf und lacht. (© www.pixabay.de)


Keine Lehrerbildung

In Hannover wendet sich jetzt eine ganze Reihe von Institutionen gegen die geplante Einsparung der Professur für Inklusive Schulentwicklung an der Leibniz-Universität. Mehrere Ratsausschüsse protestieren bei der Landesregierung und der Elternverein Mittendrin-Hannover kritisiert: Mit der Abschaffung des Lehrstuhls gehe ein erkämpfter Baustein der inklusiven Schule verloren. „Um für Eltern ein realistisches Wahlrecht zu ermöglichen, müssen wir die inklusive Schule weiterentwickeln. Das ist ohne wissenschaftliche Begleitung sowie Fort- und Weiterbildung von Studierenden und Lehrern nicht möglich“, sagt Victoria Schwertmann von Mittendrin.

Forderung: Inklusionsprofessur in Hannover soll erhalten bleiben

Hannoversche Allgemeine

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Unscharfes Bild von Klassenzimmer mit Menschen. Darauf steht der Schriftzug Inklusion.


Corona

In vielen Bundesländern können Schülerinnen* freiwillig ein Schuljahr wiederholen, wenn sie wegen der Bedingungen der Corona-Pandemie den Anschluss verloren haben. Berlin will eine Ausnahme machen: Schülerinnen* mit geistiger Behinderung sind zum Teil ausgeschlossen. Und nein, wir lassen uns jetzt nicht zu einer so treffenden wie zynischen Bemerkung hinreißen.

Verstoß gegen Antidiskriminierungsgesetz
Weiterschubsen statt fördern

taz

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Auf einer Tür im Schulflur klebt ein Schild mit der Aufschrift „Bitte Maske tragen“. (Foto:dpa)


Kommunalpolitik I

Im Kreistag Diepholz entspann sich eine heftige Debatte um die bevorstehende Schließung der Förderschule Lernen. Am Ende wollte eine Mehrheit die Förderschule erhalten – um „die Wahlfreiheit“ zu erhalten. Doch damit ist die Diskussion noch nicht beendet, denn…

Zivilcourage und Wahlfreiheit 

kreiszeitung

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… es gibt heftigen Widerspruch vom Kreisbehindertenrat: Der Beschluss richte sich gegen die inklusive Entwicklung und sei bezeichnenderweise ohne Anhörung der Betroffenen getroffen worden.

Kreisbehindertenbeirat kritisiert Bekenntnis zum Förderschul-Erhalt

Weser Kurier

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Eine Frau schreibt etwas an die Tafel im Klassenzimmer. Ein Junge meldet sich.


Kommunalpolitik II

Der Ausbau des Gemeinsamen Lernens in der Sekundarstufe kommt im Münsterland/NRW endlich in Gang. Nach Nordhausen zieht jetzt auch Olfen mit einer inklusiven Gesamtschule nach. Ermöglicht hat diese Entwicklung eine Kooperationsvereinbarung der Kommunen. Sie enthält eine Selbstverpflichtung, Schülerinnen* mit Förderbedarf einen Schulplatz vor Ort zu garantieren. Zuvor hatte jede Kommune Angst, nach der Einrichtung eines inklusiven Schulangebots einen Zustrom von Schülerinnen* aus den Nachbarkommunen auszulösen.

Förderbedarf: Auch Wolfhelmschule wird Ort des Gemeinsamen Lernens

Münsterland Zeitung

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Bick von oben auf zwei Jungen. Sie sitzen nebeneinander an einem  Tisch im Klassenzimmer. Einer der Jungen sitzt im Rollstuhl.


Kommunalpolitik III

Grundschulen in Hannover dürfen künftig die Schulbegleiter in einem Pool zusammenfassen und damit für eine verlässlichere Unterstützung sorgen. Die Stadt Hannover schafft die rechtskonformen Voraussetzungen für das sogenannte Poolmodell, das es bislang nur an der Otfried-Preußler-Schule in der Südstadt gibt.

Verwaltung erweitert Vorzeigemodell für Schulbegleiter an Hannovers Grundschulen

Hannoversche Allgemeine

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Eine Frau mit kurzen, blonden gelockten Haaren sitzt zwischen einem Mädchen im Rollstuhl und einem Jungen. Alle lachen.


Geld I

Die CDU in der Region Hannover will die Landesregierung verklagen, weil die nicht genug Zuschüsse für Kosten der Inklusion an den Schulen auszahle. Die ganzen Umbauten und Aufzüge seien zu teuer. Zur Erinnerung: Dieselbe Region Hannover will gerade zwei Millionen Euro ausgeben, um der Kommune Seelze deren Förderschule abzukaufen, nachzulesen im Inklusions-Pegel vom Mai. Da werden Prioritäten falsch gesetzt.

Keine Unterstützung bei der Inklusion: Region soll Land verklagen – fordert die CDU

Neue Presse

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In einem Klassenzimmer sitzt im Vordergrund eine Schülerin im Rollstuhl.


Geld II

Die Stadt Magdeburg hat nur 238.000 Einwohnerinnen*, aber vier Förderschulen Geistige Entwicklung, und damit genauso viele wie die Millionenstadt Köln. Jetzt will die Stadt rund 21 Millionen Euro ausgeben, um eine der Förderschulen zu erweitern und eine zweite in einen größeren Neubau umzusiedeln. Im Oktober soll der Plan in den Stadtrat.

Stadt plant Neubau und Erweiterung für Förderschulen in Magdeburg geplant

Volksstimme

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Mädchen am Schreibtisch im Klassenzimmer.


Geld III

Der Landkreis Oldenburg investiert 4,6 Millionen Euro in einen Erweiterungsbau für seine Förderschule Geistige Entwicklung.

Eine Zeitkapsel und ein „Sonnenstein“

kreiszeitung

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Vier ältere Herren mit weißen Bauhelmen stehen nebeneinander auf einer Baustelle und lachen in die Kamera.


Bayerische Inklusion I

Die Katholische Jugendfürsorge erweitert in St. Wolfgang ihren Fördercampus für Schülerinnen* mit geistiger Behinderung und bezeichnet das Ergebnis einfach mal als „inklusiv“. Das muss man außerhalb Bayerns nicht verstehen.

Grundsteinlegung und Richtfest für Bildungszentrum St. Wolfgang

Wochenblatt

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Sechs Männer im Anzug stehen vor einer Baustelle und lachen in die Kamera.


Bayerische Inklusion II

Der nordbayerische Landkreis Neumarkt baut für seine Förderschule ein neues Haus zwischen den beiden örtlichen Gymnasien. Landrat Willibald Gailler sieht darin „ein bayernweit einmaliges Modellprojekt der Inklusion“. Auch das muss man zwölf Jahre nach Rechtsgültigkeit der UN-Behindertenrechtskonvention nicht verstehen.

Sonderpädagogisches Förderzentrum in Neumarkt – Ein "Paradies" für Kinder mit besonderem Förderbedarf

nordbayern

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Sechs Männer und eine Frau in Anzügen stehen mit großem Abstand zueinander in einem modernen Gebäude. Einer der Männer hält eine Rede. (© Athina Tsimplostefanaki, NN)


Bayerische Inklusion III

Während vielerorts in Bayern (und anderswo) Förderschulen erweitert oder neu gebaut werden, wartet hier eine Schülerin Jahre auf den Bau eines Aufzugs an ihrer Schule. In der Zwischenzeit zieht die Mutter ihre Tochter mitsamt Rolli jeden Tag die Schultreppe hinauf. Inklusion als Handarbeit.

Inklusion vs. Bürokratie: Wenn der Aufzug auf sich warten lässt

BR 24

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Eine Frau zieht ein Mädchen im Rollstuhl die Treppe hoch.


Arbeitsmarkt

Auf dem Papier gibt es viele Förderprogramme für Berufseinsteigerinnen* mit Behinderung. Dennoch landen die meisten Betroffenen in der Werkstatt oder in der Arbeitslosigkeit. Die FAZ zeichnet ein Bild in Fällen und Statistiken.

Schule gemeinsam – Arbeitsmarkt getrennt?

FAZ

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an einem Tisch sitzen eine Frau mit grauen Haaren, ein Mann mit dunklem Jackett und ein junger Mann im Rollstuhl. Er trinkt aus einem als mit Strohalm, das ein Roboterarm an seinen Mund hält.


Überzeugung

Der Schulleiter einer inklusiven Grundschule in Salzgitter wird pensioniert, und kann von der Inklusion nicht lassen. Jetzt will er im Ruhestand ein inklusives Lokal in der Stadt eröffnen.

Grundschul-Rektor will ein inklusives Lokal in Salzgitter eröffnen

Peiner Allgemeine

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Ein Mann mit angegrautem Bart steht vor einer Glasfassade und lacht selbstbewusst in die Kamera.


NIPT

Seit dem 5. Mai postet das Bündnis #NoNIPT im Zuge der Kampagne „Hört uns endlich zu – 100 Stimmen für #NoNIPT“ täglich Debattenbeiträge zur unmittelbar bevorstehenden Kassenfinanzierung des Bluttests auf Trisomien (NIPT). „Wir fordern das Parlament auf, die im April 2019 begonnene Debatte zur Pränataldiagnostik wieder aufzunehmen und fortzusetzen, unter Einbeziehung von kritischen Stimmen der Zivilgesellschaft, insbesondere von Menschen mit Behinderung und ihren Familien.“ schreibt das Bündnis auf seiner Internetseite. Nun soll eine Broschüre mit allen Stimmen und Kritikpunkten am G-BA-Beschluss zur Kassenfinanzierung gedruckt und an die Abgeordneten geschickt werden. Dafür sammelt das Bündnis spenden.

Wir bringen die 100 Stimmen in den Bundestag.
Sei dabei! Jeder Euro zählt.

NoNIPT

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