Inklusions-Pegel Oktober 2022
Neues zum Thema Inklusive Bildung, liebe Leute!
Heute erhalten Sie eine neue Ausgabe unseres Newsletters INKLUSIONS-PEGEL, dem Folgeprojekt unserer Kampagne zum Film DIE KINDER DER UTOPIE. Hier berichten wir jeden Monat, was in Deutschland rund um die Umsetzung von Artikel 24 — inklusive Bildung — der UN-Behindertenrechtskonvention passiert. Dabei versuchen wir einerseits, die Bundesländer und Kommunen als Akteure der Schulpolitik im Blick zu behalten, und andererseits, die Nachrichten nach bundesweiter Relevanz zu filtern.
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Ihr mittendrin e.V.
Wenn es in den Medien um Bildungspolitik geht, wissen Eltern oft nicht, ob ihnen zum Lachen oder Weinen zumute ist. Das passiert zum Beispiel, wenn wieder einmal eine KiTa-Pflicht für sprachlich benachteiligte Kinder diskutiert wird, während Kindergartenplätze ohnedies schon so knapp sind, dass man nicht mal freiwillig ein wohnortnahes Angebot bekommt. Oder wenn KMK-Präsidentin Karien Prien die „fortschreitende Inklusion“ zu den Gründen für die schlechten Lernergebnisse in den Grundschulen zählt. Fortschreitende Inklusion? Ernsthaft?
Halten wir doch einmal die Fakten fest: Die Inklusionsquoten stagnieren längst. Die Exklusionsquoten steigen sogar in einigen Bundesländern wieder. Fortschreiten tut hier gar nichts. Aber die Zahl der Schülerinnen* mit sonderpädagogischem Förderbedarf steigt und steigt, und zwar sehr viel schneller als der allgemeine Anstieg der Schülerinnen*zahlen.
Im Rückschluss dieser drei Entwicklungen ist das Ergebnis für die Grundschulen das Folgende: Sie unterrichten mehrheitlich vor allem Schülerinnen* mit Förderbedarf, die sie schon vor der Inklusion unterrichtet haben – nur damals ohne Förderstatus. Eine Begründung für allgemein schlechtere Lernergebnisse gibt das beim besten Willen nicht her. Irgendwie muss das Problem woanders liegen.
Liegt es vielleicht bei einer Schulpolitik, die den Wandel der Gesellschaft verschlafen hat, weil sie lieber ihre parteipolitischen Konfliktlinien pflegt als Ergebnisse der Bildungsforschung ernst zu nehmen?
Die Themen im Oktober
Sündenbock
Die Lernergebnisse der Grundschülerinnen* sinken seit Jahren. Das hat in diesem Monat die Veröffentlichung des IQB-Bildungstrends vor Augen geführt. Die Schulpolitikerinnen*, allen voran die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Karin Prien, suchen die Gründe bei den üblichen Verdächtigen, natürlich auch bei der „fortschreitenden“ Inklusion. Warum das falsch ist, erklärt die Wissenschaftlerin Conny Melzer:
Ist die Inklusion schuld an den schlechten Schulleistungen der Viertklässler?
Deutschlandfunk
Sonderpädagogik 1
Warum gibt es in Deutschland einen Förderschwerpunkt „Lernen“, während die meisten anderen Länder der Welt ohne das Etikett „Lernbehinderung“ auskommen? Lange ist dies nicht mehr hinterfragt worden. Jetzt ist eine Debatte im Verband Sonderpädagogik entbrannt. Oder ist sie schon wieder beendet?
Verband Sonderpädagogik verhindert Diskurs über interne „Streitschrift“
bildungsklick
Sonderpädagogik 2
Auch die hohe Zahl der Schulabgängerinnen* ohne jeglichen Abschluss beschäftigt den Verband Sonderpädagogik. Immerhin sind viele von ihnen Schülerinnen* mit sonderpädagogischem Förderbedarf. Gefordert werden Änderungen am Schulsystem.
Schon jeder achte Jugendliche verlässt die Schule ohne Abschluss – Verband Sonderpädagogik fordert: „Schulsystem ändern!“
News4Teachers
Enquete
In ihrem Bundestags-Wahlprogramm hatten die Grünen gefordert, dass die bisherige Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention von einer Enquete-Kommission des Bundestags untersucht wird. Jetzt sind die Grünen in der Regierung und die Inklusions-Enquete ist auf der To-Do-Liste der Ampel-Koalition nicht mehr sichtbar.
Zähes Ringen um Enquete-Kommission zur UN-Behindertenrechtskonvention
bildungsklick
Exklusion
Der Allgemeine Behindertenverband ABiD fordert, die Debatte um eine Abschaffung der Förderschulen wieder aufzunehmen. Die Ausgliederung von Schülerinnen* mit Behinderung aus den allgemeinen Schulen sei nicht mehr zeitgemäß.
ABiD regt Debatte über den Fortbestand der Förderschulen an
kobinet Nachrichten
Brandenburg
Das Schulministerium hat einen 12-Punkte-Plan zur Qualitätsverbesserung des Schulsystems vorgelegt, und setzt dabei offensichtlich auf mehr Steuerung.
12-Punkte-Plan für gute Bildung - Ministerium legt „Maßnahmen zur Verbesserung der Qualität der Schulen in Brandenburg“ vor
MBJS Brandenburg
NRW 1
Für Erstklässler Alexander Rabe läuft die Inklusion an einer Mönchengladbacher Grundschule super. Aber wie lange noch? Das Sozialamt ist ernsthaft der Meinung, dass die notwendige Stoma-Versorgung des Jungen durch billige Freiwilligendienstlerinnen* erledigt werden könnte. Nur ist für diesen Hungerlohn keine Arbeitskraft zu finden.
Inklusion mit vielen Hürden für Alexander
RP ONLINE
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NRW 2
Der grüne Landtagsabgeordnete Dennis Sonne ist in seiner Fraktion Sprecher für Inklusion und Vertreter u.a. im Schulausschuss. Wir sind gespannt auf seine Politik für inklusive Bildung.
Dennis Sonne – ein Gespräch über Inklusion
MZEE
Hessen 1
Betrachtet man die steigenden Zahlen, wird das Etikett „Geistige Behinderung“ viel zu oft vergeben. Der siebenjährigen Anna aus dem Odenwald sollte deshalb sogar ihr Recht auf inklusive Bildung bestritten werden.
Zermürbender Kampf um die Einstufung eines behinderten Kindes
FAZ
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Hessen 2
Macht die inklusive Entwicklung der Schulen noch Fortschritte? Der Elternverein Gemeinsam Leben Frankfurt e.V. sieht eher eine Rückwärtsbewegung und versucht jetzt, mit der Ausschreibung eines Inklusionspreises positive Impulse zu setzen.
Betroffene Mutter sagt: „Für Menschen mit Behinderung wird die Lage in Hessen gerade wieder schwieriger“
Frankfurter Rundschau
Stern
Das Magazin „Stern“ beschäftigt sich neuerdings kontinuierlich mit dem Thema inklusive Bildung. Für Abonnentinnen* hier der aktuelle Beitrag:
"Wenn ein Schüler eine dunklere Haut hat, wird er angegriffen und beleidigt" – wie Lehrer bei der Inklusion oft allein gelassen werden
Stern
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Inklusion für alle
Die Schülerin Melanie Müßig hat eine fast hundertseitige Forschungsarbeit zu queerer Inklusion vorgelegt und Wege skizziert, wie Inklusion gelingen und zu einer toleranteren Gesellschaft beitragen kann.
Transgender-Schülerin aus Baden-Baden: „Wir sind in Deutschland viel weniger weit, als wir vorgeben“
BNN
Studium
Akademische Bildung für junge Menschen mit Behinderung ist in Deutschland immer noch selten und schwierig. Für Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung ist sie kaum angedacht. Nun wird Amelie Gerdes zur Pionierin. Sie hat ein Studium an der Hochschule für Künste im Sozialen (HKS) im niedersächsischen Ottersberg aufgenommen.
Inklusion: (K)ein Ding der Unmöglichkeit – Studieren mit geistiger Beeinträchtigung
NEWS4TEACHERS
Ausbildung
Vor einem halben Jahr ist in Köln das Ausbildungsprojekt „Ausbildung mittendrin“ für Menschen mit „Geistiger Behinderung“ gestartet. Inzwischen sind fünf junge Leute in Ausbildung auf dem ersten Arbeitsmarkt. Weitere wollen im kommenden Jahr in Ausbildung starten, unter ihnen Dominik Klein.
Von der Förderschule zur Ausbildung
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